Metsää puilta

Metsää puilta ist ein vierteiliges Umweltkunst- und Erzählwerk, das auf der Insel Kirkkosaari in Muhos platziert wurde. Es befindet sich entlang der Fitnessstrecke von Kirkkosaari.

Geschichte

„Metsää puilta“ ist ein vierteiliges Umweltkunst- und Erzählwerk, das auf der Insel Kirkkosaari in Muhos entlang des Fitnesspfads installiert wurde.

Das Werk stellt die Jahreszeiten auf der Insel dar. Die einzelnen Elemente bestehen aus entrindeten und entasteten Bäumen, die mit traditionellen Arbeitstechniken bearbeitet wurden. Die Stämme sind in Farben bemalt, die in der Landschaft zu den verschiedenen Jahreszeiten vorkommen. Zum Kunstwerk gehört auch eine vierteilige Erzählung, die sich mit den Jahreszeiten der Insel befasst.

Metsää puilta 1.

Es ist Frühling auf der Insel. Der Ort hat viele Namen – in Erinnerung geblieben sind Muhossaari, Kirkkosaari, Hautausmaasaari („Insel der Gräber“). Am türkis schimmernden, hohen Frühlingshimmel segeln leichte Wolken im wärmer werdenden Wind.

Die Insel ist entstanden an der Gabelung zweier Flüsse – einem Ort, der sich im Laufe von Jahrtausenden immer wieder verschoben hat, als sich zunächst das Eis und später das Meer aus der Region zurückzogen. Die Bewegungen des größeren und stärkeren Flusses Oulujoki haben das Nordufer der Insel sowohl erhöht als auch abgetragen. Das südliche Ufer hingegen senkt sich leicht ab in Richtung eines ruhigeren, lehmigen Stroms, der Wasser aus moorigen Gebieten mit sich bringt und sich beidseitig um die Insel teilt. Über lange Zeiten und weite Wege haben sich hier an dieser Kreuzung Sedimente angesammelt, die heute zur Insel gehören. Aus dem Flussbett des Muhosjoki steigt Erdgas auf, und an der Oberfläche sammelt sich mitunter viel Schaum. Das Wasser ist heute bräunlich gefärbt, denn die Moore, die das Wasser einst rein hielten, wurden zu Feldern und Forstflächen trockengelegt – und ihre Farben fließen nun in den Fluss und weiter ins Meer.

Früher war das Wasser so klar, dass man darin Wäsche wusch – über Jahrtausende hinweg. Schon lange vor dem ersten Kirchenbau, der einige Jahrhunderte zurückliegt, im Mittelalter: ein kleines, scheunenähnliches Gebäude, in dem Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen stattfanden, wenn der Pfarrer es schaffte, die weite Reise in diesen abgelegenen Teil der Gemeinde zu machen. Diese erste Kirche hatte vermutlich nicht einmal ein gemauertes Fundament, doch sie wurde auf dieser Insel errichtet – an einem Ort, der bereits lange zuvor den Geistern, den Ahnen und als letzte Ruhestätte der Gemeinschaft geweiht war, am Fluss des Lebens und des Todes.

Welche Bedeutung hat diese Insel heute – für dich?

Metsää puilta 2.

In der flirrenden Hitze eines Sommertages ruht die Insel – ein Ort, an dem die Kinder der Umgebung Abenteuer und verborgene Schätze suchen, Spuren der Vergangenheit: die Ruinen der alten Kirche, Knochen entlang des Friedhofszauns.

Am Nordufer führt der Fuß instinktiv zu den Aussichtsfelsen, auf denen manch einer oft gesessen hat, träumend, mit Blick und Gedanken nach Westen gerichtet – zum Meer, zur Stadt an seiner Küste, wohin einst Hunderte, ja Tausende von Teerbarken, Holzstämmen, Butter- und Fischfässern den Fluss hinab glitten. Und all die Menschen, die in Flussbooten reisten. Und die Dampfschiffe, wie die „Laine“ und die „Lempi“! Einst bot der Flussweg eine Verbindung vom Meer bis nach Karelien – und wieder zurück.

Hier, an diesem Ort, verewigte ein Abenteurer und weit gereister finnischer Forschungsreisender Ende des 19. Jahrhunderts die Kinder der Gegend, wie sie träumend auf der Uferböschung saßen. Auf der Weltausstellung in Paris konnte das Publikum durch sein Bild denselben Blick auf die Landschaft werfen.

„Lächelnde sommerliche Landschaften sind die Ufer, aber besonders schön ist die Gegend von der Anhöhe aus, wo zwischen den fruchtbaren Gestaden ein in die Ferne gleitender Wasserstreifen sichtbar wird und hinter dem üppigen Uferland dunkle Kiefernwälder liegen“, schrieb der Fotograf I.K. Inha.

Im leichten Schatten wiegt sich der Wald-Storchschnabel und neigt sich zur Blüte der Sumpf-Himbeere, auf der ein schillernd grün-metallischer kleiner Schmetterling ruht.
Was entdecken die Augen, wenn man sie öffnet?

Metsää puilta 3.

Mit den herbstlichen Abenden und der Kühle senkt sich die bunte Herbstfärbung auf die Insel. Stell dir den süßen Duft von Rauch und verrottenden Blättern vor. Die uralten Fanggruben, die Vertiefungen von Teergruben und Holzkohlemeilern sind längst von Moosen und Zwergsträuchern bedeckt. Die Lichter des Kraftwerks blinken über dem dunklen Wasser, das elektrische Summen vibriert in der frischen Luft.

Auf der Insel wurde eine Forschungsstation des Finnischen Forstinstituts errichtet. Die Mitarbeiter sind eine enge Gemeinschaft, für sie ist die Insel wie ein zweites Zuhause. Ein eigener Strand, ein Steg und ein Boot am Fuß einer steilen Treppe am Wasser, im Hof ein Tennisplatz. Die Ruinen der alten Säge im südlichen Teil der Insel werden abgetragen, sogar die Fundamentsteine werden entfernt, um den Stationsleiter nicht zu ärgern. Die Tür der Station ist fast nie verschlossen. Der Wald ist alt und unberührt, Beeren reifen auf den Hügeln, Pilze wachsen auf den Mooren. Nach der Arbeit werden sie gesammelt. Es ist schön, die Insel zu Fuß zu erreichen.

Eines Tages leert sich die Station, sie wird in die Stadt verlegt und die Gemeinschaft löst sich auf. Das Haus bleibt leer zurück. Und in einer Nacht geschieht etwas Seltsames: Jemand zündet ein Feuer an, und bald bleibt nur noch rauchende Ruine übrig. Danach wird der Wald plötzlich stark genutzt, Pilze und Beeren verschwinden. Die Ruhe und damit viele ständige und besondere Bewohner verlassen die Insel. Von dort ziehen Wegzieher, Waldlaubsänger, Auerhuhn, Hornkauz, Baumkletterer, Buntspecht und viele andere seltene Arten fort. Für sie war der richtige Wald auf der Insel eine der letzten Lebensräume mit den nötigen Bedingungen zum Überleben.

Wohin gehen, wenn es keinen anderen Ort mehr gibt?

Metsää puilta 4.

Der nächtliche Mond wandert über den Himmel und beleuchtet mit seinem schwachen Schein den Pfad und den frisch darauf gefallenen Frostschnee, den frische Tatzenabdrücke zieren. Auf dem umgestürzten Birkenstamm sind die Spuren eines Biberzahns zu sehen. Der weißpelzige Winterbewohner der Insel pickt unter der grauen Rinde das vor Kälte verborgene Grün.

Der Fluss liegt still in seinem Bett, eine dünne Eisschicht hält das Wasser gerade noch verborgen, an den Strömungsstellen nur als hauchdünne Eisdecke, die aufbricht und einen Blick in die Tiefe erahnen lässt. Über dem Wasser schwebt wie Nebel ein Bild von der Zeit dicker Eisdecken, als auf dem Fluss Eisschlittenrennen stattfanden. An den schneebedeckten Uferhängen erzeugt die tiefstehende Wintersonne funkelndes Glitzern. Die Rücken der Pferde und ihr Atem dampfen in der frostigen Luft. Das Publikum verteilt sich entlang der Ufer. Vielleicht liegen noch einige Pferdehufeisen im Boden des Flussbetts aus jener Zeit.

Die Zeit der Goldglockenrennen endete vor etwa fünfzig Jahren. Zur selben Zeit wurde an den Ufern der Insel und im Schutz des Waldes ein beleuchteter Weg gebaut, den die Menschen im Sommer zu Fuß und im Winter auf Skiern umrunden. Diese Pfade werden noch heute von vielen genutzt.

Aus dem Fluss wurde ein tausende Jahre alter Ski geborgen, und weiter flussaufwärts fand man einen ähnlichen, noch älteren. Was bewegte uns einst, was bewegt uns heute?

Künstlerin

Mari Kämäräinen ist eine Bild- und Performance-Künstlerin aus Vaalas Dorf Pelso, die sich auf erzählerische, ortsbezogene Werke spezialisiert hat. Kämäräinen lebt und arbeitet in Turku, ist aber auch in ihrer Heimatregion im Oulujoki-Tal aktiv, unter anderem als Teil der Nordischen Opernkompanie.

In Zusammenarbeit mit

Tonaufnahme: Sami Mustonen, Muhos

Bei der Gestaltung der Farbwelt und des erzählerischen Teils des Werks waren Einheimische beteiligt, die eine besondere Verbindung zu Kirkkosaari haben. Die Details der Geschichte wurden bei einem Spaziergang-Workshop auf der Insel, in Einzelinterviews oder aus schriftlichen Quellen zusammengetragen.

Quellen:
Heimatmuseum Muhos, Wanhaa Muhosta: Heimatspaziergang von Korilanmäki nach Kirkkosaari, Heikkinen, 2016, Irene Murtovaara und Osmo Murtovaara, die am Institut für Forstwissenschaften gearbeitet haben, Marja-Kaisa Heikkinen, Elsi Lehikoinen, Kalevi Leskelä, Mirja Palkki, Esa Holopainen, Rokua Geopark / Humanpolis Oy

Löytöretki taiteeseen

Die sieben Werke der Reihe „Entdeckungsreise zur Kunst“ bringen das Natur- und Kulturerbe der landschaftlich national wertvollen Gebiete im Rokua Geopark mittels Umweltkunst zum Ausdruck. Als Inspiration dienten drei Hauptthemen: das geologische Erbe, Teer und Legenden. Gefördert wurden die Werke vom Regionalverband Nordösterbotten (AKKE-Förderung) und den Gründern des Rokua Geoparks (die Gemeinden Muhos, Utajärvi und Vaala, die Rokua Gesundheits- und Rehabilitationsstiftung sowie Metsähallitus). Die Auftraggeber waren Humanpolis Oy.