Kierrot

Kierrot in Vaala ist ein erzählerisches, interaktives Umweltkunstwerk, das sich mit Zeit, Landschaft und der Beziehung des Menschen zur Natur in verschiedenen Epochen beschäftigt.

Tarina

Das Kunstwerk wurde in einem ehemaligen Wassertank gebaut, der sich auf dem Hof des Lokschuppens in Vaala befindet und aus dem Turm des Lokschuppens entfernt wurde. Im Inneren des Tanks hat sich im Laufe der Jahre ein Ökosystem gebildet, das unter anderem Setzlinge und Farne enthält, die aus verrottetem Laub und Ästen wachsen, die auf den Boden des Tanks gefallen sind. Im fertigen Werk kann die Miniaturlandschaft durch in die Wände des Tanks geschnittene Sehöffnungen mit verschiedenfarbigen Filtern betrachtet werden. Es gibt vier Aussichtspunkte, die nach Himmelsrichtungen, Jahreszeiten und Tageszeiten benannt sind. Zu jedem Aussichtspunkt gehört ein Teil einer vierteiligen Geschichte, die man als Text an der Wand des Tanks lesen oder als Lesung der Künstlerin anhören kann. In der Dunkelheit kann das Innere des Tanks mit eigenem Licht durch unterschiedlich gefärbte Filter erleuchtet werden, zum Beispiel mit dem Licht eines Smartphones oder einer Taschenlampe. Die für das Werk verwendeten Farben, die mit den Jahreszeiten verbunden sind, wurden aus Material ausgewählt, das in einem Workshop mit lokalen Personen entstanden ist. Der Text enthält Auszüge aus den Geschichten, die im Workshop erzählt wurden.

Osten, Frühling, Morgen

Elemente: Luft, Baum
Dinge: Wald, Hirsch, Boot

Es ist ein früher Morgen. Aus Osten weht ein frischer Frühlingswind. Zeit des Austriebs, des neuen Wachstums. Die Erde hat sich gerade an ihre Position gesetzt, nachdem das große Eis zurückgewichen ist und seine Spuren in der Landschaft hinterlassen hat. Der uralte Ancylussee hat vor langer Zeit seine frühere Form verloren; an seiner Stelle befindet sich ein Netzwerk aus Mooren und Seen, die von Bächen und Flüssen verbunden sind. Sie sind ganz neu und klar, obwohl die Elemente ewig sind.

Ein Fisch schwimmt nach einem langen Winter flussaufwärts; er hat seine bevorzugten Laichplätze gefunden, zu denen er die nächsten Jahrtausende zurückkehren wird. Auch der Mensch ist erst zum ersten Mal in diese Gegend gereist.

Der heilige Hirsch bewegt den Menschen; er wandert ihm nach dorthin, wo Beeren, Pilze, Fisch und Wild sind. Als Kind des Waldes, Begleiter des fließenden Wassers. Es gibt keinen Menschen ohne Boot zur eisfreien Zeit, keinen ohne Ski zur Eiszeit. Der Lebenszyklus ist ganz, rund.

Süden, Sommer, Tag

Elemente: Feuer, Erde
Dinge: Feld, Bär, Teer

Es ist ein sommerlicher Mittag, die Sonne scheint aus Süden. Jetzt hat man sich in Häusern, Dörfern, Regionen niedergelassen. Doch dennoch muss immer jemand aufbrechen, neues Land erkunden und Flusstäler zu Wiesen machen, Moore und Hügel zu Feldern formen. Im hellsten Moment des Jahres glimmt ein Feuer in der Teergrube, im Ofen backt Brot. Auf dem Feld reift die Ernte.

Der Bär wacht über seinen Wald, den der Mensch mit Furcht verehrt. Er sammelt die Gaben von Erde, Luft und Wasser, der Fluss trägt alles davon. Ein ferner Herrscher sammelt die größte Beute und vermehrt seinen Reichtum.

In der Hitze, in der Wärme ist die Bewegung dicht,
sich steigernd.

Westen, Herbst, Abend

Elemente: Erde, Metall
Dinge: Fluss, Kirche, Eisen

Es ist Abend, der westliche Himmel wird dunkler, die Kühle senkt sich herab. Die Zeit von Metall und Herbstlaub beginnt. Rot ist das Herbstwild und die Preiselbeeren auf den Mooren. An den Ufern erheben sich Kirchtürme und immer größere Häuser, dicke graue Rauchfahnen hier und dort. Aus den Tiefen der Erde werden ungeahnte Reichtümer gehoben, aus Eisen werden Straßen gebaut und Kirchenglocken gegossen.

Pian, ihan pian joki padotaan ja kosken voima muuttuu virraksi joka sytyttää taikavalon joka pirttiin. Kuka olisi uskonut että meitä ei enää lämmitäkään tuli, vaan vesi. Se kutsuu maalta voimalaitoskyliin ja kaupunkiin, uudenlaisen tiedon ja työn äärelle.

Norden, Winter, Nacht

Elemente: Wasser, Luft
Dinge: Strom, Macht, Wissen

Es ist Nacht, die weißen Ebenen erstrecken sich bis zum Horizont. Die jährliche Schneedecke erinnert an die Zeit des ewigen Eises. Aus dem Norden ziehen winterliche Regenwolken auf, die sich am Himmel ausbreiten und das Licht der Sterne verbergen. In der Luft liegt eine Ahnung des Frühlings: Sind die frostigen Winter schon vorbei? Ein Netz aus Wegen, Leitungen, Rohren, Energie und Wissen breitet sich über Land, Wasser und Luft aus. Materie wird von einem Ort zum anderen transportiert, daraus entstehen immer komplexere Verbindungen. Das Unendliche wird vermessen, Wissensspeicher wachsen.

Es ist still. Im Turm wachen und bewachen zwei junge Menschen den Horizont. Darunter im Wassertank schimmert es dunkel. Die Jugendlichen sind von Angst gedrückt – was, wenn der Feind vorbeifliegt und uns trifft? Auch wenn der Turm einstürzen sollte, würden wir dann nicht letztlich im darunter liegenden Wassertank ertrinken?
Hier steht noch der Tank, der einst eiserne Lokomotiven versorgte, auch im kommenden Jahrhundert und Jahrtausend, jetzt fern von seinem ursprünglichen Platz, unter offenem Himmel. Er hat viele Jahreszeiten erlebt, steht kurz davor, in die Erde zu sinken.

Woraus schöpfen wir heute Weisheit? Worauf vertrauen und glauben wir in Zeiten gebändigten Wassers und der Erde?

Künstlerin

Mari Kämäräinen ist eine bildende und Performance-Künstlerin aus Vaala, genauer gesagt aus dem Dorf Pelso. Sie hat sich auf erzählerische, ortsspezifische Werke spezialisiert. Kämäräinen lebt und arbeitet in Turku, ist aber auch in ihrer Heimatregion Oulujokilaakso aktiv, unter anderem als Teil der Nordischen Opernkompanie.

In Zusammenarbeit mit

Tonaufnahme: Sami Mustonen
Oberflächenbehandlung und Malerei: Marko Anttila
Ausschnitt der Sichtfenster: Villen pelti ja metalli Oy
Gemeinde Vaala

Löytöretki taiteeseen

Die sieben Werke der Gesamtausstellung „Löytöretki taiteeseen“ (Entdeckungsreise zur Kunst) heben das Natur- und Kulturerbe der Landschaften hervor, die im Rokua Geopark als national bedeutsam anerkannt sind, und zwar mittels Umweltkunst. Inspirationsquellen waren drei Hauptthemen: geologisches Erbe, Teer und Legenden. Gefördert wurden die Werke vom Regionalverband Nordösterbotten (AKKE-Förderung) und den Gründern des Rokua Geoparks (den Gemeinden Muhos, Utajärvi und Vaala, der Rokua Gesundheits- und Rehabilitationsstiftung sowie der Forstverwaltung Metsähallitus). Die Auftragsvergabe erfolgte durch Humanpolis Oy.